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FOA.2006 - LEGACY.DE
Eine zunehmende Anzahl von schwarzen Regenwolken über der Autobahn Richtung Norden ließ stilecht drohendes Unheil und Verderben erahnen. In Bitterfeld angekommen, hatte sich die Wetterlage tatsächlich infernalisch verschlechtert, so dass bei fast zu erwartendem Wintereinbruch doch noch authentisches Frostbeulenfeeling aufkam.

Aber da dies ja sehr gut zur Thematik des Festivals passte, begab man sich nach einer kurzen Stärkung um 16 Uhr wieder auf das Festivalgelände, wo NOCTURNAL das Open Air eröffneten..

Trotz des Regen fanden sich dennoch einige knallharte Fans vor der Bühne ein. Die Jungs spielten einen guten Gig und auch der Sound war in Ordnung.

Mit einer Verzögerung von etwa einer Stunde betraten die Schweden von BESTIAL MOCKERY die Bühne, eine augenscheinlich recht chaotische Truppe, die extremen Black/Thrash spielte. Als Highlight des Gigs kann man wohl den Moment beschreiben, in dem Sänger Master Motorsåg (an seinem Pseudonym mag man seine Vorlieben wohl schon erahnen…) die Kettensäge anschmeißt. Zumindest ist mir keine weitere Band bekannt, die auf solche Art von Hilfsmitteln auf der Bühne zurückgreift. All zu viele Leute befinden sich zu dem Zeitpunkt allerdings nicht vor der Bühne - jenen, die den Auftritt nicht gesehen haben, sei gesagt, sie haben etwas verpasst!
Nach 30 Minuten verließen die Schweden die Bühne und Requisiten wie Kettensäge und Gasmasken wurden wieder in Sicherheit gebracht..

Als nächstes standen TOXIC HOLOCAUST auf dem Programm. Die Band wurde als US-Thrash angekündigt, bestand im Live Line Up jedoch zur Hälfte aus deutschen Musikern (Steve Kuhr, Bass, Repent,  Sebastian Engelhardt, Schlagzeug, Excoriate) – deutsch-amerikanische Freundschaft eben. Dem Publikum jedenfalls gefiel es; ich für meinen Teil bekam von dem Auftritt jedoch nicht allzu viel mit.

NEBULAR MYSTIC aus Norwegen spielten schnellen, melodiösen Black Metal; dem ich nicht allzu viel abgewinnen konnte – zu gewöhnlich, keinerlei Neurungen. HELRUNAR aus Münster warten mit Pagan/Black Metal auf, der an alte Ulver erinnert und mich persönlich an das Debüt Album von Nagelfar erinnern ließ. Persönlich kommt Black Metal mit deutschen Texten eher nicht nach meinem Geschmack – im Gegensatz zu einer großer Anzahl Fans, die sichtlich begeistert vom Auftritt der Jungs sind.

Gegen 21:45 nähert sich eines meiner persönlichen Highlights dieses Tages: SECRETS OF THE MOON. Nach wie vor erinnere ich mich sehr gerne an den Auftritt auf dem United Metal Maniacs Open Air 2004, welcher mich dermaßen beeindruckte. Schade ist es nur, dass nach solchen Ereignissen immer eine gewisse Erwartungshaltung vorhanden ist. Die Osnabrücker haben sich seitdem weiterentwickelt, sowohl musikalisch, als auch hinsichtlich auf die Bühnenshow. Eine recht große Schar an Leuten hatte sich nun vor der Bühne eingefunden. Die Musiker allesamt schlicht in Schwarz gekleidet - brennende Holzscheite auf der Bühne: Atmosphäre war hiermit schon einmal geschaffen. Neben einigen Songs von „Carved in Stigmata Wounds“, spielte man etliche neue Songs, die sich musikalisch teilweise komplett von der vorigen Scheibe unterscheiden. Trotz eintretenden Regens brach die Stimmung nicht ab und die Jungs legten summa summarum einen guten Auftritt hin.

DAS Highlight des Abends war wohl für alle Anwesenden DESTRÖYER 666, die einen wirklich abwechslungsreichen Gig spielten; unter anderem Coverversionen von Bathorys „Call from the grave“, „Live like an angel, die like a devil“ von Venom sowie einem guten Querschnitt ihrer Alben. Die Stimmung im Publikum war unbeschreiblich, quasi der totale Holocaust. Mehr ging nicht. Da störte man sich auch nicht an fiesen Nieselregen und eisigen Temperaturen. Auch die Deströyer-Jungs schienen sichtlich ihren Spaß zu haben; so wurde auf der Bühne reichlich Whiskey vernichtet. So stellt man sich das auch vor!

URGEGHAL boten nachfolgend traditionellen norwegischen Black Metal dar; sowohl musikalisch als auch optisch – neben den mit Corpsepaint geschminkten Musikern prangte ein großes umgedrehtes Kreuz auf der Bühne. Einzig der Gitarrist schien nicht so ganz ins Bild zu passen – mit einer Pinhead-Maske ausgestattet, hätte er sicher als ein guter Anwärter im x-ten Hellraiser-Teil getaugt.

Zum Ausklang des ersten Festivaltags wurde traditioneller Heavy Metal der schwedischen Band RAM geboten. Zu viel für mich – gegen halb vier setzte die Müdigkeit ein und man begab sich Richtung Bitterfeld um sich ein paar Stündchen Schlaf zu gönnen.

Fit und ausgeschlafen begab man sich erneut am Sonntag auf das Festivalgelände, was wie auch die letzten Jahre auf einer Wiese zwischen Bitterfeld und dem benachbarten Örtchen Friedersdorf liegt. Direkt gegenüber befindet sich ein ehemaliger Tagebau, der geflutet wurde und auch zum Baden taugt. Bei sommerlichen Wetter wäre dies sicher eine sehr nette Sache gewesen! Aber leider kann man nicht alles haben. Wenigstens meinte es der Wettergott gut mit dem Metalvolk – immerhin kein Regen, dafür heute Wind und Kälte. Aber was stört es einen wenn es Alkohol in Mengen und gute Musik en masse gibt?!

Bevor MENTAL HORROR als erste Band des Tages aufwarteten, nutzte man die Zeit für einen kleinen Rundgang über das Gelände. Und siehe da: die nackte, erhängte Gummipuppe, die bisher jedes Festival von der Bühne aus miterleben durfte, musste sich dieses Jahr mit einem Platz in den „hinteren Reihen“ zwischen zwei Verpflegungsständen begnügen. Aber wen stört das schon. Für das leibliche Wohl war auch bestens gesorgt, nur als Vegetarier durfte man nicht auf abwechslungsreiche kulinarische Genüsse hoffen – doch mit der angebotenen Pilzpfanne gab es immerhin etwas weniger Fleischliches auf dem Gelände. Ansonsten bot auch die jedes Jahr gern aufgesuchte Tankstelle mit Imbiss beste Sättigungsmöglichkeiten und einen Service wie zu Hause bei Muttern.

Die Brasilianer von MENTAL HORROR beginnen pünktlich 16 Uhr und spielen für meine Ohren recht „normalen“, unspektakulären Death Metal. Obwohl dies die erste Band dieses Tages war, fand man eine recht beschauliche Menge an Fans vor der Bühne – es schien also nicht jeder dem AlkoHolocaust verfallen zu sein!

Nachfolgend spielten PAGAN RITES und SUICIDAL WINDS, die ich leider verpasste, was sich im Nachhinein als großer Fehler herausstellte. Aus der Ferne klangen SUCIDAL WINDS durchaus gut. AUDIOPAIN entsprach nicht meinem Geschmack und so suchte ich erst gegen 20 Uhr das Festival Gelände wieder auf, wo sich die Jungs von WARHAMMER auf der Bühne die Ehre gaben.

Wie der Name vermuten lässt, haben WARHAMMER auch musikalisch vieles mit HELLHAMMER gemeinsam – man könnte sie auch als eine Art Tribute-Band bezeichnen und dafür war ihr Auftritt mehr als in Ordnung. Es folgten SATHANAS aus Amerika, die schnellen Black/Death spielten; das Publikum jedoch schien zu viel dem Alkohol gefrönt zu haben – der nämlich benebelt alle Sinne und lässt den Großteil der Menge eher lethargisch in der Gegend herumstehen (und das bei schnellem Death Metal!).

Mit DESASTER folgte die vorletzte Band des Abends. Die Koblenzer traten wie gewohnt souverän auf, brachten eine Menge Songs und hatten ebenso viel Spaß. Das Publikum tat es ihnen gleich, nur noch zusätzlich mit hektoliterweise Alkohol.

Gegen Mitternacht schließlich neigte sich das United Metal Maniacs Open Air langsam dem Ende, aber einem sensationellen Ende zu – PRIMORDIAL spielten als Headliner an diesem Sonntag, für viele sicherlich das Highlight des diesjährigen Festung Open Airs. Leider betrug die gefühlte Temperatur zu diesem Zeitpunkt etwa -3°, da half nicht mal mehr Alkohol ( Glühwein wäre unter diesen Umständen angebracht gewesen!).
All zu viele Leute befanden sich also nicht im Publikum. Alle Anwesenden jedoch erlebten einen wirklichen Wahnsinns-Gig. Dementsrpechend gut war die Stimmung sowohl im Publikum als auch auf der Bühne. Sänger A.A. Nemtheanga scheint in seinem Tun total aufzugehen, tobt wie ein Wahnsinniger über die Bühne; sein Blick ist starr und lässt Ansätze von Besessenheit erahnen. Selten erlebte ich einen Musiker, der so enthusiastisch in seiner eigenen Musik versinkt. Ob dies nun wirklich der momentanen Gefühlslage des Frontmanns entsprach oder reines Gepose war, sei dahingestellt. Eine gute Show war es auf jeden Fall. Den Fans war das wohl auch egal, so waren vor allem die Leute in den vorderen Reihen am Ausrasten. Es wurden allerlei Songs aus den verschiedenen Dekaden gespielt, unter anderem „The Gathering Wilderness“ und „Song of the tomb“ vom letzten Album, sowie einige Songs vom „Spirit the earth aflame“ Album. Natürlich wurden die Stimmen nach „The Coffin Ships“ laut – woraufhin die Ir(r?)en es sich natürlich nicht nehmen ließen, den Song zu spielen – spätestens ab da gab es kein Halten mehr. Nach einer Zugabe verabschiedeten sich die Jungs nach etwa einer Stunde Spielzeit. Inzwischen war es dermaßen kalt geworden, dass sich nur noch recht wenige Leute auf dem Festivalgelände befanden und auch wir auf die „After Show“-Party im Partyzelt verzichteten und lieber den Heimweg ins warme Hotel antraten.

Insgesamt ist zu sagen, dass das diesjährige United Metal Maniacs Open Air wieder ein sehr angenehmes und lohnenswertes Festival war. Die Organisation war super, es sagte keine Band ab und auch sonst klappte alles wie am Schnürchen. Die Preise für Getränke und Speisen waren durchaus annehmbar. Es kam auch kaum zu Auseinandersetzungen unter den Festivalbesuchern, man könnte die Atmosphäre wirklich als entspannt bezeichnen. Auch die Veranstalter sind mit dem Resultat zufrieden – etwa 1000 zahlende Gäste fanden dieses Jahr den Weg nach Bitterfeld (noch 2004 waren die Eintrittskarten auf symbolische 666 limitiert), unter anderem auch Fans aus Tschechien, USA, Kanada, Frankreich, Portugal, Schweden und Großbritannien. Einzig das Wetter kann man als Minuspunkt aufführen: zu nass und zu kalt, aber 1. kann man daran eh nichts ändern und 2. hat es die Leute wohl eher wenig gestört (ab einem gewissen Alkoholpegel ist so etwas wohl auch schon egal?!). Das United Metal Maniacs Open Air ist noch eines der wenigen kleineren Festivals, dass durch eine durchweg gute Atmosphäre, humane Preise und eine abwechslungsreiche Auswahl an Bands hervorsticht.
Für mich persönlich auf jeden Fall eines der Highlights unter den Festivals in Deutschland!

Diana Würsing, LEGACY.DE

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