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FOA.2007 | LEGACY.DE

Dass wir erst Sonntag Nachmittag zum Festival stießen, bereuten wir spätestens, als wir am Einlass standen, um unser letztes mitgebrachtes Bier zu leeren: Die dichten Typen, die uns begegneten, machten uns klar, was wir aufzuholen hatten – auf Ex! Die ersten Leute, die wir dabei kennen lernten, waren Schweden, ein Ire und eine sturzbetrunkene Frau, alle mit dem Ziel, ihr Bier gegen eine Kippe einzutauschen, die im Gewitterregen furchtbar schlecht angehen, vor allem mit derartigen Koordinationsschwierigkeiten...

Aber sieht man davon ab, dass das Zeug von oben recht nass ist, ist das Wetter geradezu perfekt an diesem Abend: Nicht zu kalt – nicht zu warm. Und wenn man so ein kultiges Regencape hat, kann man mit einem eleganten Sich-Hinwerfen auf der Kabel-Abdeckung zur Bühne hin schlittern. Gegen Abend ist sogar ein Regenbogen inklusive zum Black Metal passenden Gewitter direkt über dem Merchandise-Zelt zu sehen – der fast volle Mond dazu rundet diese beinahe kitschige Atmosphäre passend ab.

Insgesamt ist dieses Festival recht klein, 2 Bierstände und 1 Fressstand reichen, ein letzter Merch-Stand hält auch noch den Sonntag Abend durch, eine einzige Coupon-Ausgabe und eine relativ kleine Bühne reichen den Umständen entsprechend völlig aus, und geben dem Ganze eine schön übersichtliche und familiäre Atmosphäre. Dafür ist natürlich ein recht spezielles Klientel anwesend, passend zum Billing sieht man hier fast nur Black Metal-Kutten. Zu unserem Erstaunen ist das Festival voll mit ausländischen Metal-Touristen – keine Bandanhängsel, nein, Schweden, Norweger, woher auch immer, angereist allein um dieses Festival zu erleben.

Die Hälfte des Tages fast schon verpasst, kommen wir zu den letzten Songs von SKYFORGER an, müssen im Gewitterregen vorm Einlass aber noch unser Bier leeren und hören sie leider nur noch von draußen.

ARCHGOAT aus Finnland, eine mit bis dato unbekannte Band, begrüßt uns dann mit wunderbarem Oldschool Black Metal, der seinen markanten Wiedererkennungswert in den für Black Metal eher untypischen tiefen Growl-Vocals hat. Insgesamt erinnert die Mucke der Finnen an die norwegischen Urväter dieses Genres. Darkthrone und Khold fallen mir spontan als Vergleich ein. Insgesamt sehr geile Mucke, zwischen dem ganzen Mist, den diverse Kollegen dieses Genres produzieren, eine erfrischend gute, eigenständige Art Black Metal.

Nach einer Pause im trockenen Bierzelt darf man nun UNPURE bewundern, die jetzt unter trockenem Himmel mit Regenbogen und Gewitter im Hintergrund ihr Bestes geben. Die Schweden kommen mit einer das Bangerherz höher schlagen lassenden Mischung aus Oldschool Thrash / Black und Death Metal, wie ihn hierzulande Desaster ähnlich zelebrieren, und rocken was das Zeug hält. Die Worte eines Bekannten beschreiben die Musik sehr gut: „Einfach schön – einfach was für’s Herze!“. Yeah!

Die Band, die das Hauptaugenmerk dieses Abends ist, ist unbestritten DØDHEIMSGARD, wie man direkt nach UNPURE schon unschwer an den Rufen der Fans hören kann. Die Gerüchte, die Band würde anlässlich des neuen Albums „Supervillain Outcast“ im Frühjahr auf Europatour gehen, hatten sich ja leider nicht bestätigt. Das Album verspätete sich immer mehr, und der heutige Auftritt scheint heuer bisher der einzige hierzulande zu sein und wohl auch zu bleiben. Die angekündigten 75 Minuten Spielzeit ließen außerdem darauf hoffen, dass sich die lange Anfahrt zu den Bitterfelder Wiesen gelohnt habe. Wer das aktuelle Album der Superverräter-Außenseiter mochte, war jedenfalls sehr gespannt, wie die Umsetzung dieses wahnwitzigen mit elektronischen Finessen geradezu überladenen, abstrakten Werkes als Live-Auftritt aussehen würde. Der kurze Line-Check ließ die Erwartungen ansteigen, doch DØDHEIMSGARD stellten die Fans noch eine gute halbe Stunde auf die Folter, bis sie endlich die Bühne enterten. Wer sie noch zum checken vorher auf der Bühne gesehen hatte, erkannte sie kaum wieder: Wildes Corpsepaint, fliegende Haare, und ein Sänger, der aus dem fernen Osten angereist zu sein schien: Die rote Schminke mit der weißen Kriegsbemalung und das kriegerische Outfit erinnerten an irgendwo zwischen Marokko, Agypten und Persien – und wer ihn auf der CD schreien hört, kann sich vorstellen, wie er auf der Bühne abging. Die Band springt kreuz und quer durch die Discographie, zeigt, dass sie die neuen Songs von der „Supervillain Outcast“ technisch so perfekt beherrscht, wie sie den Black Metal der ersten Scheibe zelebrieren kann. Der Sound ist astrein, die Lichtshow mit ihren Nebelwänden und Farbgebungen beeindruckt ebenso. Wer diese Band wegen ihrer „Abgefahrenheit“ liebt, kommt ganz und gar auf seine Kosten. Von ‚En Krig A Seire’ über ‚Traces of Reality’ bis zu  ‚Vendetta Assassin’ ist alles vertreten, und trotz dass sie das ein oder andere Stück wie ‚21st Century Devil’ gegen ein besseres hätten austauschen können, bieten sie einen imposanten Überblick über 12 Jahre Bandgeschichte. Leider nicht 75 Minuten, sondern nur etwa eine knappe Stunde eines wohl einmaligen Erlebnisses. Als DØDHEIMSGARD-Fan war man glücklich für den Abend und denkt noch nicht daran, dass man am nächsten Tag Stunden brauchen würde, um die Haare wieder durchkämmen zu können.

Einen lockeren Ausklang des Festivals boten BULLET, eine schwedische Heavy Metal-Band, die sehr exakt als Mischung zwischen AC/DC, Judas Priest und Iron Maiden beschrieben werden kann. Dass die Songs musikalisch wie textlich meiner Meinung recht kitschig (um nicht das politisch unkorrekte Wort „schwul“ zu benutzen) daherkamen, störte an dem Abend beim x-ten Bier wohl niemanden mehr…

Das Fazit des heutigen Abends: Ein sehr, sehr geiles Festival, und soweit einschätzbar eine herrliche Auswahl an Bands. Sehr geil, dass man fast nur Gleichgesinnte getroffen hat, und das aus aller Herren Länder – so viele fremde Sprachen gehört und so viel englisch gesprochen habe ich seit meinem letzten Auslandsaufenthalt nicht mehr. Geile Sache – nächstes Mal werden auf jeden Fall beide Tage mitgenommen!

Teresa Holfeld / Legacy.de

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